Irgendwie dazwischen.

So lautet der Arbeitstitel des Romanprojekts, an dem ich gerade schreibe. Nach einem produktiven Wochenende sind mittlerweile 92 Seiten fertig, und ich bin noch immer geradezu besessen von dem Projekt und fasziniert von meinen Protagonisten. Die sind in der aktuellen Version 15 Jahre alt; ob der Roman am Ende ein klassisches Jugendbuch wird, kann ich im Moment jedoch noch nicht sagen.

Wie immer arbeite ich ohne detailliert ausgearbeiteten Plot, am Anfang standen eine Idee, zwei Charaktere, zwei Schicksale und ein grober Plan. Ich ließ ihn monatelang „nebenbei“ reifen; Anfang dieses Jahres war es dann soweit, dass ich mich an die ersten Zeilen wagte. Die ersten zwanzig, dreißig Seiten waren harte Arbeit, aber es ist toll mitzuerleben, wie sich das Puzzle im Kopf immer weiter zusammensetzt, wie sich der Plot weiterentwickelt, wie die Charaktere sich einander annähern … wie sich vielleicht am Ende wirklich alles zusammenfügen könnte. Gerade bricht bei Hauptperson 1 (Manu) die Krise aus, die von Hauptperson 2 (Percy) wird vermutlich später kommen, das Schreiberlebnis ist sehr intensiv und fesselnd. Ob die Leser/innen das Leseerlebnis später auch so empfinden werden? Das hoffe ich natürlich.

Bis der Roman fertig ist, wird es noch dauern. Aber ich bin zugegebenermaßen etwas ungeduldig, und deshalb habe ich mal eben schnell ein vorläufiges Titelbild für diesen Artikel gebastelt, das, wie ich finde, die Stimmung des Romans gut wiedergibt, und stelle hier auch schonmal eine winzig kleine Leseprobe ein. Der Auszug stammt vom gestrigen Arbeitstag, und als ich die Szene fertiggeschrieben hatte, dachte ich: Das ist die Textprobe. 226 Wörter, aber (fast) alles, was das Buch (bisher) ausmacht, ist darin angedeutet.

„Warum wolltest du nicht vorlesen?“
„Schlechte Erfahrungen.“ Er sagt es sehr leise, fast hätte ich es nicht verstanden wegen des Windes.
„Aber dir war doch wohl auch klar, dass dein Text gut ist, oder?“
„Eben.“
„Du kannst ziemlich viel gut, stimmt’s?“
Jetzt sieht er mich an. „Alles. – Und nichts.“
Wie meinst du das?, liegt mir auf der Zunge. Wir sehen uns in die Augen, ein paar Sekunden, es ist ein sehr gerader Blick, eine unmittelbare Verbindung. So, als würden wir direkt in den anderen hineinschauen. Da ist ein Gefühl, ein unsicheres, ein ängstliches vielleicht, aber auch ein warmes, ich weiß plötzlich alles über Percy und gleichzeitig gar nichts, nur eins ist klar: Ich frage jetzt besser nicht weiter, sonst reißt die Verbindung ab.
Ich schaue wieder nach vorn. Wir gehen stumm nebeneinander her. Aber die Verbindung ist noch da. Ich glaube zu spüren, wie Percy es gemeint haben könnte, ohne dass ich es in Worte fassen könnte. Aber vielleicht muss ich das nicht. Vielleicht ist es unwichtig, was war. Wir leben jetzt. Jetzt gerade. Wir gehen nebeneinander auf der Straße und zu mir nach Hause. Gleich werden wir mit meiner Mutter zusammen zu Mittag essen. Dann werde ich derjenige sein, der Angst hat. Aber Percy wird keine Fragen stellen. Er wird es einfach hinnehmen, so wie es kommt. Das zu wissen, ist doch eigentlich ziemlich beruhigend.
(aus: Irgendwie dazwischen. Rohfassung, S. 79/80)

Übrigens habe ich für diesen Artikel ausnahmsweise die Kommentarfunktion nicht ausgeschaltet. Wenn jemand also einen Kommentar hinterlassen möchte, nur zu! Ich freue mich schon mal im Voraus.

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6 Gedanken zu “Irgendwie dazwischen.”

  1. Sehr interessant zu lesen und in mir erwachen Spekulationen, wie es weitergeht oder wie es überhaupt geht… auf alle Fälle weckt diese Leseprobe Neugier und Nachsinnen, zumindest bei mir……ich wünsche Dir viel gute Inspiration und Zeit…

  2. Gemein…möchte jetzt schon wissen wie es weiter geht… Hoffe es folgt bald schon mehr:-). Freue mich auf jeden Fall jetzt schon drauf;)

    1. Wann? Wann immer ich Zeit habe. :-) Wie? Gerade ziemlich schrecklich … Aber so ist der Plot nun mal, so muss er sein …

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